Ausprobieren als Motto – Der Tag des Handwerks

Seit dem Schuljahr 2022/23 müssen alle Schülerinnen und Schüler der 9. Jahrgangstufe einen vierstündigen Tag im Handwerk absolvieren, um dem „zunehmenden Fachkräftemangel, der gerade im Bereich der Energiewende und des Klimaschutzes den Handwerksberufen eine besondere Bedeutung zukommen lässt, zu begegnen und die Schülerschaft dafür zu sensibilisieren. Dabei sollen handwerkliche Tätigkeiten erprobt und praxisnah vorgestellt sowie die Vorzüge beispielsweise einer dualen Ausbildung und die daran anschließenden vielfältigen Entwicklungsmöglichkeiten dargestellt werden“; so das Bildungsministerium. Wie dies die Schulen organisieren, bleibt ihnen überlassen.

Da meist mehr als 100 Schülerinnen und Schüler die neunten Klassen besuchen, ist es am AvH aus organisatorischen Gründen nicht möglich, genug Betriebe an einem Tag an die Schule zu holen, um allen Jugendlichen die Möglichkeit zu bieten, wirklich sinnvoll Praxiserfahrung im Handwerk zu sammeln, wie dies kleine Schulen zum Teil tun. Wie wichtig aber genau dieses praktische Ausprobieren ist, um zu entscheiden, ob ein duales Studium in der Baubranche eine Option ist, oder um zu sehen, welche Fähigkeiten man mitbringen muss, um im Maschinenbau nach einer möglichen Ausbildung die Meisterschule zu besuchen oder direkt diesen Studiengang zu absolvieren, das muss man eben einfach mal selbst erfahren. Und genau dazu hat der gesamte Jahrgang des AvH ausgiebig Gelegenheit an diesem „Tag des Handwerks“, auch wenn im Feedback der letzten Jahre einige Schülerinnen und Schüler angaben, dass sie sich mehr Zeit vor Ort wünschen, um noch mehr auszuprobieren. Gelobt wird seitens der Jugendlichen, dass alle Aussteller äußerst freundlich und hilfsbereit in der Handwerkskammer, dem Kooperationspartner der Schule für diese Veranstaltung, sind,  gerade wenn es darum geht, Neues wie das Anfertigen von Gipsabdrücken, das Löten in der Elektroinnung, das Eindecken eines Daches oder das Auslesen von Fehlern bei den äußerst attraktiven PKW der Kfz-Innung auszuprobieren. Auch der Besuch der hauseigenen Cafeteria wird stets positiv bewertet.

Dass dieser Tag aber auch viel zum theoretischen Wissen rund um das Thema Handwerk beigeträgt, beweist die Umfrage unter der Schülerschaft im Vorfeld: Nur sehr wenige konnten konkrete Handwerksbetriebe nennen und verwechselten sie mit Unternehmen wie Schaeffler oder SKF. Im Schnitt konnten die Schülerinnen und Schüler im Nachgang sieben bis acht Ausbildungsmöglichkeiten im Handwerk nennen. 90 % der Befragten hätten die Messe, die 85 % für sehr informativ hielten, aber niemals freiwillig besucht, auch wenn die dort vermittelten Informationen laut Umfrage als wichtig erachtet wurden.

Auch die beteiligten Betriebe äußerten sich im letzten Jahr durchwegs positiv über die Humboldt-Schülerschaft, die an ihren gelben Mappen leicht zu erkennen war. Gut zwei Drittel der Schülerschaft gab zudem an, dass ihnen der Tag bei der Entscheidung, welches Praktikum sie in der 10. Klasse absolvieren wollen, geholfen habe. 

 

Ergänzung des Tages durch Vorträge

Nicht nur am Tag des Handwerks selbst informieren u. a. ehemalige Humboldt-Schülerinnen und -Schüler, warum sie sich für ein Verbundstudium (Kombination aus Ausbildung und dualem Studium) entschieden haben oder warum für einige eine handwerkliche Ausbildung eine sinnvolle Entscheidung im Vorfeld eines Studiums sein kann. In der Nachbereitung der Veranstaltung informiert die Industrie- und Handelskammer, welche Möglichkeiten Abiturientinnen und Abiturenten in diesem Bereich zur Wahl stehen. Viele der Schüler und Schülerinnen wussten vorab nichts über die Entwicklungsmöglichkeiten, die eine handwerkliche Ausbildung in Kombination mit dem Abitur bietet. Und dass das wirklich für einige der beste Weg sein kann, erläutern am Reflexionstag Ausbildungsscouts und schildern ihren Werdegang. 

Jasmin König (Koordination Berufsorientierung)