Weimar
Raus aus der Schule, rein ins Kunst(er)leben: Die Weimar-Fahrt hat eine lange Tradition am AvH. Alljährlich macht sich die gesamte Q12 (im neuen G9) zusammen mit ihren Kursleitern auf den Weg nach Weimar und wandelt einen Tag lang auf den Spuren der Klassik. Neben einem museumspädagogisch begleiteten Rundgang durch das Goethe-Nationalmuseum oder Schillers Wohnhaus ist eine Themenführung durch die Stadt fester Programmpunkt der Exkursion. Gleichermaßen gestärkt und gebildet zurück in Schweinfurt, erscheinen die Klassiker gleich in neuem Gewand!

Klassik, Kultur und Kopfsteinpflaster – ein Ausflug nach Weimar
Am 10. April 2025 begaben sich die Deutschkurse der zwölften Jahrgangsstufe auf eine literarisch-historische Reise nach Weimar – einer Stadt, die mehr sagt als tausend Worte oder viele Stunden Deutschunterricht, und der man vielleicht sogar gewillter zuhört. Denn, wie Faust schon gewusst hat: „Grau, teurer Freund, ist alle Theorie / Und grün des Lebens goldner Baum.“ Es galt also, sich das Grün hinter den Ohren noch ein wenig vergolden zu lassen.
Zwei Busse, vier Kurse, ein Ziel: Kultur. Und ein bisschen Sightseeing. Und, wenn möglich, auch etwas Sonne.
Während der Himmel am Morgen noch mit den Resten einer Erlkönig-Nacht behangen war, entwickelte sich das Wetter in Weimar zu einem lauen Frühlingstag, den Goethe selbst in Italien nicht schöner hätte erleben und beschreiben können.
Vor Ort teilten sich die Kurse auf: Die einen zogen zuerst durch die Dauerausstellung zur Weimarer Klassik und das angrenzende Wohnhaus Goethes, wo man – inmitten der unveränderten Einrichtung und konfrontiert mit hunderten Ausstellungsstücken – dem ehemaligen Besitzer eine gewisse Präsenz nicht absprechen konnte. Auf mehreren Stockwerken verteilt präsentierte die Ausstellung ein allumfassendes Bild des Denkers und Dichters, angefangen von seinen ersten Manuskripten über seine naturwissenschaftlichen Studien bis hin zu seinen politischen und natürlich literarischen Schriften, mit denen sich die Schülerinnen und Schüler noch heute befassen (dürfen).
Mit dem Audioguide ging man anschließend über die hölzerne Fußmatte, durch die prächtigen Schlaf-, Wohn-, Gäste-, Treppen-, Vor-, Kamin-, Neben- und Studierzimmer, bis hinunter in den Garten Goethes – und wurde so gewahr, dass Goethe damals auch im Überfluss Geld und Zeit hatte, um sich völlig in Politik, Wissenschaft und Literatur vertiefen zu können.
Die anderen Gruppen begaben sich in der Zwischenzeit auf eine historische Stadtführung und wandelten auf den Spuren all jener, die es in Weimar zu Rang und Ruhm gebracht haben – ob mit Feder, Krone oder architektonischem Skizzenblock. Die kopfsteingepflasterten Gässchen, entlang derer sich die Häuser, Denkmäler, Parks und Plätze reihten, ließen jedem das Herz ein wenig höherschlagen; ob nun aufgrund des Gehtempos oder der mitreißenden Führung, sei dahingestellt.
Nach einer Mittagspause, in der kurz Kultur gegen nicht minder erfreuende Kulinarik getauscht wurde, wechselten die Gruppen das Programm. Lediglich Schiller blieb im engen Zeitplan ein wenig auf der Strecke – nicht zuletzt etwas, das auch typisch für das klassische Weimar gewesen ist. Und egal, wie man es mit jener bedeutenden Epoche hält: ihr Ausgangspunkt präsentierte sich von seiner schönsten Seite und regte an, nicht nur Schiller, sondern das gesamte Weimar in naher Zukunft wieder zu besuchen.
Simon Holleis, StRef
Bild: P. Boll, OStR
Weimar- Fahrt der Q11-Kurse 2023
Nach der zweistündigen Fahrt ging es für alle aus der Q11 endlich in Weimar selbst los. Nach einer kurzen Pause im „Atrium“ liefen wir, die Schülerinnen und Schüler des Kurses D1a, mit unserer Stadtführerin los.
Sie erzählte uns, dass Weimar mit 65.000 Einwohnern zwar nur die viertgrößte Stadt Thüringens, geschichtlich und kulturell aber einer der wichtigsten Orte in ganz Deutschland ist. Hier lebten namhafte Künstler wie Bach, Liszt, Schiller und Goethe - passend zu unserer Lektüre „Faust“.
Wir besuchten zunächst den Park neben der Jakobskirche; hier heiratete Goethe seine langjährige Lebensgefährtin Christiane Vulpius. Auf dem Jakobsfriedhof befindet sich auch ihr Grab sowie Schillers erste Begräbnisstätte.
Anschließend liefen wir zur Stadtkirche St. Peter und Paul, welche das bedeutendste Kirchengebäude der Stadt Weimar darstellt. Das auffälligste in der Kirche war das bemerkenswerte dreiflügelige Altarbild, welches heute als Hauptwerk der sächsisch-thüringischen Kunst des 16. Jhds. gilt.
Nach einer kurzen Mittagspause gingen wir zum Goethe-Schiller- Denkmal, ein bronzenes Doppelstandbild mit der imposanten Statur der deutschen Dichter. Das 1857 eingeweihte Denkmal steht vor dem Deutschen Nationaltheater auf dem Theaterplatz.
Schließlich machten wir uns auf den Weg zu Goethes Wohnhaus am Frauenplan. Im heutigen Museumsteil befindet sich eine Galerie, die sich ausschließlich der Goethezeit widmet. Zu sehen waren umfangreiche Sammlungen mit Gemälden, Grafiken und Büsten des 18. und 19. Jhds., vom Spätbarock über den Klassizismus bis hin zur Romantik und zum Biedermeier.
Zu guter Letzt gingen wir in den Wohnbereich des Goethe-Hauses, welches mit originalen Einrichtungs- und Sammlungsgegenständen ausgestattet ist. Versehen mit einem Audio-Guide, liefen wir durch die 18 verschiedenen Räume. Aufgefallen ist uns zunächst Goethes selbst konzipiertes Treppenhaus; die Treppenstufen waren sehr flach gebaut, und somit kann man ohne Anstrengung die Etagen hochlaufen. Der faszinierendste Raum war sein unverändert gebliebenes Arbeitszimmer, in welchem er Tage und Nächte mit dem Schreiben verbracht hat. Sogar seine Privatbibliothek konnte man bewundern.
Schlussendlich kann man sagen, dass man sich durch die Fahrt nach Weimar die „Weimarer Klassik“ besser vorstellen konnte. Es war interessant, alles mit seinen eigenen Augen zu sehen, anstatt die Aspekte nur im Unterricht zu besprechen. So kann man Goethe sowohl mit schönen Erinnerungen mit seinen Freunden als auch mit dem erlangten Wissen durch die Führung verknüpfen.
Text: Erin Ritter, Q11
Bilder: Emma Hagen und Jule Zschocke, Q11