Deutsch - Kultur erleben

Der Besuch von Theatern und Museen eröffnet den SchülerInnen einen besonderen Zugang einerseits zu fachgebundenen Themen ermöglicht andererseits aber auch fächerverbindendes wie fachübergreifendes Lernen. Theater- und Museumsbesuche gehören zu unserem festen Repertoire: Das Erleben von Theaterinszenierungen in Schweinfurt, Würzburg und Meiningen zählt ebenso dazu wie Ensemble-Aufführungen in der Schule („Theater to go“) oder unsere beiden Schultheater-AGs (Unter- und Mittelstufentheater, Oberstufentheater); museumspädagogische Angebote beispielsweise zu Ausstellungen der Museen Georg und Otto Schäfer in Schweinfurt ergänzen und vertiefen das literarisch-künstlerische Arbeiten im Unterricht.


Lessings „Nathan der Weise“ am AVH

Am Freitag, dem 07.06.2024, wurde für alle 10. Klassen eine Theateraufführung des Dramas ,,Nathan der Weise“ von Gotthold Ephraim Lessing aufgeführt. Dargestellt wurde das Stück von vier Schauspielern der ,,Neuen Werkbühne München“, die wechselnde Rollen besetzten. Dieses Aufklärungsdrama spielt um 1190 in Jerusalem, wo die drei monotheistischen Weltreligionen Judentum, Christentum und Islam unweigerlich aufeinandertreffen.

Eine der Hauptfiguren ist der jüdische Kaufmann Nathan, der mit seiner Tochter Recha und deren Erzieherin Daja in einem Haus lebt. Daja ist Christin und Nathans heimliche Verbündete. Als Nathan eines Tages von einer Geschäftsreise zurückkehrt, muss er feststellen, dass seine geliebte Tochter Recha beinahe bei einem Feuer ums Leben gekommen wäre, hätte nicht der christliche Tempelherr Curd von Stauffen sie gerettet. Das vermeintlich jüdische Mädchen und der christliche Tempelherr verlieben sich ineinander. Zeitgleich ruft Sultan Saladin, der Herrscher von Jerusalem, Nathan an seinen Hof. Grund dafür sind Geldsorgen des Sultans, die er auch Mithilfe seines Vertrauten, des christlichen Klosterbruders, nicht lösen kann. Bei diesem Treffen fragt Sultan Saladin Nathan schließlich nach der wahren Weltreligion. Nathan antwortet mit der Ringparabel, einer lehrhaften und zeitlosen Geschichte, mit der er den muslimischen Sultan und den christlichen Tempelherrn von der Gleichheit aller Religionen überzeugen kann: So wie jeder der drei Brüder in der Ringparabel an die Echtheit seines eigenen Rings glaubt, so findet auch in der Realität jeder Halt in der Überzeugung von seinem eigenen Glauben. Dadurch möchten die Darsteller, ganz im Sinne Lessings, verdeutlichen, wie wichtig Toleranz und Humanität in der Begegnung mit anderen Religionen sind.

Während des Stücks reflektierten die Darsteller über Weltreligionen und die Glaubenskriege der Kreuzritter und gaben den Schülern so einen Einblick in geschichtliche Hintergründe. Das in der Aula aufgebaute Bühnenbild versetzte die Schüler in das Jerusalem zur Zeit der Kreuzzüge: Dargestellt waren in der Mitte der Tempelberg von Jerusalem mit dem Felsendom; im Vordergrund waren die Feldzüge der Kreuzritter zu sehen, die sich auf ihren Pferden bekriegen; als aktueller Bezug zum Gaza-Konflikt war auf der rechten Seite eine Mauer mit rotem Stacheldraht abgebildet.; in der Mitte des Bühnenbilds stand ein kleiner grüner Baum als Symbol der Hoffnung in all diesen Konflikten. Die Darsteller trugen altertümliche Gewänder entsprechend dem damaligen Kleidungsstil. Anstelle der Verwendung von historischen Requisiten im Bühnenbild legten die Schauspieler gesteigerten Wert auf eine emotionsvolle und mitreißende Ausdrucksweise. Bei Ihrer Sprache hielten sich die Darsteller sehr genau an den Originaltext. Die Szenen wurden sowohl von klassischer Musik als auch von romantischer Popmusik begleitet, als Recha und der Tempelherr sich verlieben. Damit das Stück verständlich bleibt, wurden einige Rollen gestrichen und die wesentlichen Szenen in den Mittelpunkt gerückt, sodass das Stück 75 Minuten lang dauerte.

Nach der Aufführung standen die Schauspieler den Schülern noch für Fragen zur Verfügung. Zusammenfassend ist zu sagen, dass das Stück eine wertvolle Ergänzung zur Lektüre im  Unterricht darstellt. Bemerkenswert ist auch der Bezug zu gegenwärtigen Konflikten im Nahen Osten, sodass Lessings Drama auch heute noch hochaktuell ist. Die Botschaft des aufgeführten Stücks von Toleranz zwischen den Weltreligionen konnte bisher noch nicht in die Realität umgesetzt werden.

Wir danken der Schulfamilie und dem Theater aus München, uns Schülern ein solches Erlebnis ermöglicht zu haben, nicht zuletzt durch die finanzielle Unterstützung des Elternbeirats.

Sarah Kirstgen und Lina Koch (10a)


„Maria Stuart“ am AvH

Am Mittwoch, dem 11.1.2022, erhielt die Q11 eine Theateraufführung des Schiller’schen Dramas „Maria Stuart“, welche dankenswerterweise durch den Elternbeirat mit Mitteln aus der Elternspende finanziell unterstützt wurde. Aufgeführt wurde das Stück durch fünf Schauspieler der „Neuen Werkbühne München“, die die Figuren Graf Leicester, Burleigh, die englische Königin Elisabeth, die schottische Königin Maria Stuart und Sir Mortimer verkörperten. In dem Drama „Maria Stuart“ geht es um den Konflikt zwischen den beiden Königinnen Maria und Elisabeth. Maria, Königin von Schottland, die der Beihilfe zum Mord an ihrem Ehegatten beschuldigt wird, muss aus Schottland nach England fliehen und wird dort von Elisabeth gefangen genommen. Unter dem Vorwurf, Maria habe versucht, Königin von Schottland und England zu werden, wird Maria Stuart inhaftiert und muss um ihre Hinrichtung fürchten. Sir Mortimer und Graf Leicester versuchen das Todesurteil abzuwenden, während Burleigh zu Elisabeth hält und das Todesurteil vollstrecken möchte. Am Ende sind allerdings alle Hoffnungen für Maria verloren und sie wird hingerichtet. Als Besonderheit der Aufführung wurde der eigentlich männliche Sir Mortimer durch eine Schauspielerin verkörpert. Der Regisseur wollte mit dieser Änderung der Liebesgeschichte zwischen Elisabeth und Sir Mortimer einen anderen Blickwinkel geben. Außerdem hat sich der Regisseur des Stückes auf die wesentlichen Szenen konzentriert, um das Drama innerhalb von 90 Minuten aufführen zu können. Die verschiedenen Szenen wurden sowohl von klassischer Musik während ruhigerer Szenen als auch durch moderne Rockmusik bei konfliktreichen Szenen untermalt. Nach der Aufführung standen die Schauspieler noch für Fragen zur Verfügung. Ein Schüler der Q11 wollte beispielsweise wissen, ob die Schauspieler ihren Beruf hauptberuflich ausüben. Es wurde außerdem gefragt, wie viel Zeit die Schauspieler zum Lernen der Texte benötigen.

Zusammenfassend kann man sagen, dass das Theaterstück eine interessante Ergänzung zur Lektüre im Unterricht und einen in mancherlei Hinsicht anderen Blickwinkel auf das Drama geboten hat.

Text: Lukas Frei, Q11

Bilder: Helena Preradović, Q11