Klassik, Kultur und Kopfsteinpflaster – ein Ausflug nach Weimar
Am 10. April begaben sich die Deutschkurse der zwölften Jahrgangsstufe auf eine literarisch-historische Reise nach Weimar – einer Stadt, die mehr sagt als tausend Worte oder viele Stunden Deutschunterricht, und der man vielleicht sogar gewillter zuhört. Denn, wie Faust schon gewusst hat: „Grau, teurer Freund, ist alle Theorie / Und grün des Lebens goldner Baum.“ Es galt also, sich das Grün hinter den Ohren noch ein wenig vergolden zu lassen.
Zwei Busse, vier Kurse, ein Ziel: Kultur. Und ein bisschen Sightseeing. Und, wenn möglich, auch etwas Sonne.
Während der Himmel am Morgen noch mit den Resten einer Erlkönig-Nacht behangen war, entwickelte sich das Wetter in Weimar zu einem lauen Frühlingstag, den Goethe selbst in Italien nicht schöner hätte erleben und beschreiben können.
Vor Ort teilten sich die Kurse auf: Die einen zogen zuerst durch die Dauerausstellung zur Weimarer Klassik und das angrenzende Wohnhaus Goethes, wo man – inmitten der unveränderten Einrichtung und konfrontiert mit hunderten Ausstellungsstücken – dem ehemaligen Besitzer eine gewisse Präsenz nicht absprechen konnte. Auf mehreren Stockwerken verteilt präsentierte die Ausstellung ein allumfassendes Bild des Denkers und Dichters, angefangen von seinen ersten Manuskripten über seine naturwissenschaftlichen Studien bis hin zu seinen politischen und natürlich literarischen Schriften, mit denen sich die Schülerinnen und Schüler noch heute befassen (dürfen).
Mit dem Audioguide ging man anschließend über die hölzerne Fußmatte, durch die prächtigen Schlaf-, Wohn-, Gäste-, Treppen-, Vor-, Kamin-, Neben- und Studierzimmer, bis hinunter in den Garten Goethes – und wurde so gewahr, dass Goethe damals auch im Überfluss Geld und Zeit hatte, um sich völlig in Politik, Wissenschaft und Literatur vertiefen zu können.
Die anderen Gruppen begaben sich in der Zwischenzeit auf eine historische Stadtführung und wandelten auf den Spuren all jener, die es in Weimar zu Rang und Ruhm gebracht haben – ob mit Feder, Krone oder architektonischem Skizzenblock. Die kopfsteingepflasterten Gässchen, entlang derer sich die Häuser, Denkmäler, Parks und Plätze reihten, ließen jedem das Herz ein wenig höherschlagen; ob nun aufgrund des Gehtempos oder der mitreißenden Führung, sei dahingestellt.
Nach einer Mittagspause, in der kurz Kultur gegen nicht minder erfreuende Kulinarik getauscht wurde, wechselten die Gruppen das Programm. Lediglich Schiller blieb im engen Zeitplan ein wenig auf der Strecke – nicht zuletzt etwas, das auch typisch für das klassische Weimar gewesen ist. Und egal, wie man es mit jener bedeutenden Epoche hält: ihr Ausgangspunkt präsentierte sich von seiner schönsten Seite und regte an, nicht nur Schiller, sondern das gesamte Weimar in naher Zukunft wieder zu besuchen.
Simon Holleis, StRef